Wow, 20 Wochen sind um 

20 Wochen meiner 2. Schwangerschaft sind jetzt um. Sie sind gefühlt geflogen, irgendwie auch an mir vorbei gerannt. Das ist der Moment wo ich innehalte und mich frage wie das passieren konnte. Ich hatte mir zu Beginn so fest vorgenommen achtsam mit mir zu sein, das Schwanger sein in vollen Zügen genießen und dieses Mal mehr Yoga, Meditation und Zeit für mich einzubauen. Was ist also geschehen, das ich gefühlt nichts davon getan habe und ich sehr traurig bin?

Ein unschöner Start  

Die ersten 5 Monate meiner Schwangerschaft waren einfach nicht schön für mich, ich habe mich überhaupt nicht in und mit mir wohl gefühlt. Ich litt unter Dauerübelkeit, hatte große Probleme mit meinem Magen und Darm Trakt, vertrug total viele Lebensmittel nicht, ich hatte super oft Kopfschmerzen und haderte sehr mit mir und meinem Körper. Ich hatte einen Dauer Krankenschein, ein total schlechtes Gewissen meinem Arbeitgeber und meinen Patienten gegenüber. Doch es ging einfach nicht, ich hatte einfach keine Ressourcen und an Arbeit war für mich nicht mal zu denken. Meine Nächte waren grauenhaft und die Betreuung unseres Sohnes war mir eine echte Last. Während ich dies schreibe, spüre ich einen dicken Kloß im Hals, es kommt Traurigkeit auf und ich stelle mir die Frage, ob ich etwas hätte anders machen können. Doch das kann ich einfach nur verneinen, ich habe alles mögliche getan damit es mir und meinem Baby gut geht, trotz der Widrigkeiten. Es fällt mir auch total schwer, dies hier alles zu schreiben und gleichzeitig spüre ich, wie nach und nach die Last, die Vorwürfe von mir abbröckeln. Das tut gut und ich fühle mich entspannter und leichter. Gestern habe ich eine wunderschöne Yoga Sequenz gemacht und mich dann im Netz zu einer friedvollen Geburt informiert. Vielleicht mache ich einen Online Kurs dazu und lasse mich in den nächsten Monaten begleiten. Ins Tun zu kommen hilft mir ungemein. Und immer wieder genau zu schauen, welcher Anteil in mir gerade am lautesten ist und mich zu fragen, ist er der auf den ich hören sollte?  Seit dem ich mich mit Persönlichkeitsentwicklung und vor allem mit der Gewaltfreien Kommunikation beschäftige, habe ich einige Tools für mich entdeckt, die ich in solchen Situationen nutze um zu schauen, wie ich mich gerade wirklich fühle und welches Bedürfnis dahinter steht. Dann schaue ich auf Strategieebene, ob das, was ich da gerade tue auch tatsächlich nützlich, also lebensdienlich ist. Spannenderweise hat dies während der ersten Monate nur mäßig gut geklappt. Ich denke, dass  vor allem meine körperlichen Probleme da sein wollten und mussten. Es war und ist weiterhin für mich eine wirklich lehrreiche Zeit, in der soviel Potential zum wachsen steckt. Mich anzunehmen mit allem was da war und ist. Diese wundervolle  Leben, was in mir wächst willkommen zu heissen, meinen Körper zu bewundern, was er da gerne leistet, stärkt mich und hilft mir den Fokus auf die Fülle des Lebens zu legen.

Das Hier und Jetzt

Im Moment geht es mir gut, ich fühle mich wohl, habe wieder mehr Energie. Die Übelkeit kommt, wenn ich mich überanstrenge, mich überfordere, meine körperlichen und mentalen Grenzen überschreite. Also im Grunde ne coole Angelegenheit, denn sie ist mir ein wunderbarer Wegweiser geworden, ob und wie ich mit mir in Verbindung stehe. Ich spüre häufig einen starken Druck im Becken, täglich meldet sich meine Symphyse und meinem ISG gefällt die Gewichtszunahme und die Weitung eher nicht so. Vor allem langes Sitzen und das Liegen auf der rechten Seite verstärkt die Schmerzen bis hin zu kurzen Bewegungsblockaden. Meinen Sohn hochnehmen und tragen ist fast nicht mehr möglich und ich bin traurig und bedaure, ihm ganz häufig erklären zu müssen, warum ich ihn nicht auf den Arm nehmen kann. Hier versuche ich Alternativen zu schaffen, zum Beispiel sitzend auf dem Boden oder auf der Couch zu kuscheln. Ich bitte ihn erst auf einen Stuhl oder ähnliches zusteigen und nehme ihn dann auf den Arm. Ich bin schnell an meiner Belastungsgrenze und brauche häufig Rückzugszeit. Ich spüre auch schneller Ungeduld wachsen und brauche viel Energie, um in Verbindung mit mir zu bleiben. Häufig habe ich Kopfschmerzen und meine Nächte sind meist kurz und von häufigem Aufwachen unterbrochen. Zum Glück hilft mir vor allem auf physischer Ebene mein Wissen weiter und regelmäßige Mobilisation, Yoga und Osteopathie sind eine wunderbare Unterstützung. Ich habe einen wunderbaren Mann, der für mich da ist, für meine Sorgen und Ängste und auch einfach mit anpackt. Er puffert wahnsinnig viel, ob im Haushalt oder in der Betreuung von Anton und ich bin unendlich dankbar ihn an meiner Seite zu haben. Natürlich ist bei uns nicht alles rosa rot, wir streiten auch häufig und haben mehr Alltagskonflikte. Doch sind sie keine Einbahnstrasse und belasten uns, denn wir lösen sie, nicht immer sofort, doch wir kehren nichts mehr unter den Teppich. Für mich ist das eine so wunderbare Erfahrung und macht es leichter, alles was gerne da ist, zu leben und anzunehmen.

Wie sieht es mit meiner Angst und Panik aus?

Zweimal hatte ich in dieser Schwangerschaft eine Panikattacke. Kleinere, eher schwache und kurze zwar und doch waren sie da. Sie überrollten mich in für mich typischen Situationen beim Autofahren, mit Anton hinten drin. Ich habe sie sofort bemerkt und habe sehr bewusst geatmet, bin in mich gegangen, habe mein Bewusstsein auf das Heben und Senken meines Bauches gelegt. Das hilft bei mir zum Glück sehr schnell, möglicherweise weil ich es schon lange praktiziere. Und doch war ich erstmal sehr irritiert, was war das, woher kam die Angst denn jetzt? Das achtsame Spüren und Hören in mich hinein hinterher, hat für mich klar gezeigt, dass ich den Kontakt zu mir verloren hatte. Ich stand in diesem Moment und sehr wahrscheinlich eine längere Zeit vorher nicht in Verbindung mit mir und meine Seele hat genau das getan, wo sie weiss, das ich darauf regiere. Klug von ihr oder? Auch wenn meine Zeit voll Angst und Panik, mit fast täglichen Attacken schon über 1 Jahr her ist, erinnert sich alles in mir sofort wieder daran. Spannend dabei ist, das ich sehr lange dachte, in der Schwangerschaft würde ich auf keinen Fall eine Panikattacke bekommen.  Naja, Pustekuchen sag ich mal. Denn da waren sie. Ich bin nun noch klarer damit, dass meine Ängste und Panik, wenn überhaupt nur in ganz geringem Maße mit veränderten und niedrigen Hormonwerten zusammen hängen, sondern hauptsächlich mit mir und meinem Leben. In meiner 1. Schwangerschaft war ich zu 99% frei von Angst und Panik und hatte es auf den hohen Progesteron Wert geschoben, da vorher bei mir schon ein maximaler Progesteron- und DHEA Mangel festgestellt wurde. Dieser könnte auch für meine Fehlgeburten 2014 & 2015 mit verantwortlich sein.

Schon seit meiner 1. SSW ist viel geschehen, ich habe so viel für mich getan und bin innerlich gewachsen. Ich habe mich und mein Leben transformiert und bin zur Schöpferin geworden, meist zumindest. Gleichwohl ist es ein guter Hinweis zu erfahren, dass der Verlust der Verbindung zu mir, weiterhin dazu führen kann eine Panikattacke zu bekommen. Denn jetzt habe ich wieder die Chance zu schauen, was genau ist geschehen, was war vorher und warum habe ich den Kontakt verloren. Welche Gefühle habe ich nicht erkannt, welche Bedürfnisse sind unerfüllt und vor allem welche Strategien sind für mich nicht lebensdienlich. Meine eindeutige Antwort ist, ich war zu stark im Außen. Wollte es allen recht machen, wollte nicht schwach erscheinen, wollte nicht um Unterstützung bitten, obwohl ich sie gerade in den ersten Monaten so sehr gebraucht habe. Ich habe mich sehr mit anderen Schwangeren verglichen, die doch auch „alles schaffen“ und nicht jammern. Ich merke gerade selber wie oberflächlich meine Gedanken waren. Denn: Was genau ist alles schaffen? Und unter welchen Bedingungen? Die zweite Panikattacke war für mich der klare Wendepunkt wieder auf mich zu schauen, auf mich zu achten, mich an 1. Stelle zu stellen. Ich habe ausgesprochen, wie es mir geht und habe um Unterstützung gebeten. Nicht immer kam die Reaktion von außen, die ich mir gewünscht habe und doch hat meine Entscheidung mich in den Fokus zu stellen so viel verändert. Noch etwas wichtiges ist mir klar geworden, denn wenn ich meine tägliche Yogapraxis und Meditation schleifen lasse, verblasst der Kontakt zu mir und Angst und Panik können sich immer leichter dazwischen mogeln. Diese Erkenntnis hat mir einige tolle Impulse und Ideen für meine Beratungs- Angebote gegeben.

Was bedeutet das alles für mich?

Grundständig fühle ich mich sicher, wohl und entspannt mit meinem Baby. Ich schaue auf das Wunder was es ist. Das ist auch einer der Gründe, warum ich die ärztlichen Untersuchungen dieses Mal sehr minimal halte. Ich spüre, dass es meinem Baby gut geht und ich genieße dieses innere Wissen. Gleichzeitig kommen immer wieder kleinere und größere Ängste auf, die sich auf den normalen Alltag oder auch auf die Geburt beziehen. Auch hierfür ist mir bewusst, das regelmäßiges Yoga praktizieren, meditieren und Zeit für mich unerlässlich sind, um meine Ängste zuerkennen und wieder gehen lassen zu können. Die Angst vor dem Tod, vor allem vor dem plötzlich Tod ist aktuell immer mal gegenwärtig, doch sie kontrolliert mich nicht. Ich tue alles, was ich machen möchte, obwohl ich vielleicht Angst davor habe. Dies ist ein mega Gefühl von Stärke und Mut und ich feiere das total.

 

Das war mein SSW Update und Rückblick. Hast du Fragen dazu oder Anregungen? Hinterlasse mir super gerne einen Kommentar oder schreibe mir eine E-Mail.

 

Bis ganz bald,

Deine Lisa

 

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