Schon länger wollte ich einen Artikel über meine Geschichte schreiben, über mein Leben in und mit einer Angst- und Panikstörung und vor allem über meinen Weg der Heilung. Der Beginn, als die Welt um mich herum und besonders in mir begann zu rütteln und zerbrechen, ist gefühlt schon wahnsinnig lange her. Interessanterweise hat irgendwas in mir mit Widerstand reagiert, immer, wenn ich nur daran dachte dazu etwas zu schreiben. Doch heute morgen habe ich ein wunderbares Geschenk bekommen und spüre, dass ich jetzt bereit bin, mich zu öffnen, mein Leben, meinen Weg mit euch zu teilen. Das Geschenk kam von unserem Sohn, der um 4:20 Uhr entschied, dass er wach sei. Ehrlich gesagt, war ich damit eigentlich ganz und gar nicht einverstanden mitten in der Nacht aufzustehen. Ich war also total genervt und so müde und wollte eigentlich schon darauf bestehen, dass er sich wieder hinlegt, als ich in mir eine Stimme spürte, die mich erinnerte, dass ich jede Sekunde die Wahl und die Verantwortung habe, wie ich mich fühlen möchte und wie ich in der Welt sein möchte. Die Müdigkeit war wie weggeblasen und ich stand quasi voll gut gelaunt auf. Als wir entdeckten, dass draussen großartige Luft war und es sich endlich etwas abgekühlt hatte (es waren so heiße Tage in diesem Sommer), riss ich alle Fenster und Türen auf und mit dem Schwall frischer, reiner Morgenluft spürte ich beim tiefen Atmen Ruhe und Gelassenheit aufkommen. Anton und ich setzten uns auf unsere Terrasse, kuschelten, hörten den Vögeln zu und unterhielten uns über die Farben des Himmels. Ich bin immer noch so bewegt von diesem Moment und der Schönheit der Welt. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal morgens beim Sonnenaufgang dabei war, einfach so der Natur gelauscht habe und diese besondere Nähe mit Anton habe ich tief in meinem Herzen gespeichert. Während Anton dann draussen im Sandkasten spielte, meditierte ich und praktizierte Yoga. Ich habe mich intensiv mit mir verbunden und dabei kamen viele Gedanken auf. Meine Intention für ab sofort ist: Let it flow, Lebe jetzt, Liebe jetzt. Im Hier und Jetzt zu sein ist ein wichtiges Thema für mich und hier kommt der Übergang zu meiner Geschichte – mein Weg in die Heilung begann mit dem Weg zurück in die Verbindung zu mir.

 

Beginn der inneren Erdbeben – meine erste Panikattacke

Vorab möchte ich schonmal sagen, dass all meine Ängste und meine Panikattacken geprägt sind von Todesangst. Ich hatte/habe Angst zu sterben: jetzt, gleich, später, ob an einer Erkrankung ( hier kommt mir mein medizinisches Wissen über Erkrankungen die in Sekunden, Minuten und auch in klar absehbarer Zeit zum Tod führen sehr zur Hilfe – ironie aus) oder bei einem Unfall, Terroranschlag, Flugzeugabsturz etc. Also objektiv und realistisch ganz unrealistische Dinge und doch war die Angst davor viele Jahre, fast 7 Jahre um genau zu sein, mein ständiger Begleiter. Meine erste Panikattacke also, überrollte mich in einer scheinbar ruhigen Situation im Herbst 2013 auf meiner damaligen Arbeit im SPZ der Kinderklinik in Heidelberg. Ich schrieb einen Bericht über eine Diagnostik und spürte plötzlich, wie aus heiterem Himmel, eine explosionsartige Unruhe in mir, mein Puls raste turbomässig, mein Herz pochte wie ein Vorschlaghammer, mir wurde heiss vor allem im Kopf und Brustbereich, meine Hände schwitzten, meine Extremitäten waren wie Pudding, in meinem Kopf kribbelte es, ich bekam keine Luft und in diesem Moment dachte ich nur: jetzt sterbe ich, ich falle hier jetzt sofort tot um. Fluchtartig lief ich ins Schwesternzimmer und ich bin heute noch dankbar, dass einer unserer Ärzte dort war und mich auffing. Er erkannte, dass es mir nicht gut ging und meine kurze Symptomschilderung führte dazu, dass er sofort Blutdruck maß. Der war übrigens bei 200/140 also absolut und maximal erhöht. Die Gewissheit, dass jemand bei mir ist, sich um mich kümmert und mich im Notfall retten konnte, hat mich sehr beruhigt. (Von da an habe ich tatsächlich aufgeatmet, wenn um mich herum ein Arzt, Rettungssanitäter oder auch eine Krankenschwester war – Rettung ist nah) Ich denke nach 5 Minuten ebbten die meisten Symptome ab. Jetzt fühlte ich mich nur noch erschöpft und ausgelaugt, völlig zermatscht und zertrampelt, wie nach einem Marathon auf der mentalen Ebene. Ich legte mich zu meiner Freundin, die ihre Berichte schrieb, in ein Behandlungszimmer und ruhte mich aus. Denn nach Hause wollte ich ertsmal nicht, ich hatte große Angst alleine zu sein und das dies, was ich da gerade erlebt hatte, nochmal passierte. Doch irgendwann wurde es Zeit, dass ich mich auf den Weg nach Hause mache. Ich weiss noch, wie erleichtert ich war, dass ich eine Kollegin ein Stück mitnehmen sollte. So musste ich nur eine kurze Strecke alleine fahren, doch schon die hatte es in sich. Meine Beine waren immer noch wie Pudding und ich brauchte all meine Kraft um sicher am Haus anzukommen. Ich war fix und fertig. 

Ganz schön krass, oder?

Das war ein so krasses Erlebnisses, dass ich es auch abends nicht wirklich glauben konnte, hätte ich es nicht selber erlebt! Ich weiss nicht, ob das auch der Grund war, weshalb ich mit niemanden aus meiner Familie oder Freunden darüber gesprchen habe. Ich erinner mich noch nichtmal daran, ob ich es meinem Mann erzählt habe, als er nach Hause kam.  Was ich erinnere, ist das Schamgefühl was mich ausfüllte, wenn ich daran dachte, was sie anderen in der Klinik von mir denken, dass ich da so hysterisch und schwach war ……. Aha, interessant oder?

Ja und das war der bewusste Tag 1 meiner Reise mit Angst und Panikattacken. Was da noch alles auf mich zu kommt, und was auch alles aus meiner Vergangenheit da schon mit reinspielte, hätte ich im Leben nicht annähernd für möglich gehalten.

Ich danke dir von Herzen fürs lesen! Hast du Fragen? Lass mir gerne einen Kommentar dar oder schreib mir eine Mail. Ich freue mich von dir zu hören 🙂

Deine Lisa

 

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